Nachdem ja nun unser Nikolaus in Paris war, hab ich hier so richtig losgelegt & das ganze Haus weihnachtlich hergerichtet, vor allem aber die Zimmer meiner Tochter so richtig gemütlich gemacht, damit sie sich wohl fühlt, wenn sie über Weihnachten nach Hause kommt. D. h. wir haben sie ja abgeholt!!!, konnten alles persönlich kennen lernen, konnten sehen wo und wie sie lebt - hach war das spannend!
Das begann mit der 6-stündigen Fahrt nach Paris, die ohne irgendwelche Zwischenfälle oder Staus verlief. Dort angekommen, bezogen wir zuerst unser Quartier. Welches Glück wir hatten! Wir haben im Atelier einer Malerin am Montmartre gewohnt & konnten so Paris einmal ganz anders erleben, als sonst in diesen Touristenhochburgen, wie Ibis oder Campanile. Endlich würden wir mal so ganz richtig in Paris leben können, so, als gehörten wir dazu.
Wir würden die Familie unserer Tochter kennen lernen, endlich mal „ihre“ kleinen Kinder sehen, die ich bereits ins Herz geschlossen habe, als seien sie ein Teil von ihr; ja, wir würden einen kleinen Einblick in ihr Pariser Leben bekommen!
Und so kam sie abends, nachdem sie die Kinder ins Bett gebracht hatte, um uns von unserem Quartier abzuholen. Obwohl wir ja ständig online in Kontakt waren, ich nahezu täglich mit ihr reden und/oder schreiben konnte, war es ein wundervolles Gefühl, sie mal wieder richtig in die Arme schließen zu können! Und gemeinsam mit ihr zogen wir los, & sie zeigte uns IHR Paris, wie sie es in den nun fast 3 Monaten kennen- und lieben gelernt hatte. Sicher führte sie uns mit der Metro durch die Stadt, wechselte in typischem Pariser Tempo die Bahnen, sprang in letzter Sekunde auf – was für uns natürlich nicht immer gut gehen konnte; bei einem solchen Tempo konnten wir, die wir inzwischen das gemütliche Landleben gewohnt sind, nicht mithalten. Und so können wir von Glück reden, dass wir uns nur einmal verloren haben, um dann in etwas gemäßigterem Tempo weiter zu machen. Sie hat uns viel gezeigt, trotzdem habe ich eines vermisst – ich wollte doch, wenn schon nicht offiziell als Tourist in Paris, auch so richtig Französisch sprechen!
War mein bisheriges Highlight, mich mal mit einem echten Pariser zu unterhalten, eine Unterhaltung mit dem Taxifahrer während einer Taxifahrt, so konnte ich jetzt aus dem Vollen schöpfen und mit Elsa, unserer Vermieterin, drauflos reden, was meine Sprachkenntnisse hergaben & obendrein auch IHR ganz persönliches Paris kennen lernen. Sie ging mit mir shoppen, führte mich in Galerien und Bibliotheken und nahm mich zu ihren ganz alltäglichen Besorgungen, wie z.B. zur Reinigung mit. Sie ist ein ganz besonders liebenswerter Mensch! Durch ihre Sensibilität hatte sie sogar die Fähigkeit, mit meinem Mann zu kommunizieren, ohne dass sie eine gemeinsame Sprache sprechen. Die beiden kamen fabelhaft miteinander aus, ohne dass ich viel übersetzen musste. Ich glaube, wir werden Stammgäste bei Elsa werden!
Die Einladung zum Mittagessen in der Familie war wieder ein besonderes Ereignis. Ich stand schon mit klopfendem Herzen vor dem großen Tor, durch das man zum Haus kam. Es wurde geöffnet, und da standen sie, 2 winzig kleine Mädchen, eine rechts, eine links an der Hand meiner Tochter, beide schauten neugierig drein – hatten sie sich doch gefragt, ob die Eltern ihrer Nunu auch Deutsch sprächen. Ich gab mir die allergrößte Mühe, mit bestem Französisch aufzuwarten, und wurde mit freundlichem aber vorsichtigem Händedruck und höflicher Begrüßung belohnt. Das Essen – meine Tochter hatte Quiche gekocht – war echt französisch, die ebenso geführte Unterhaltung, dank Unterstützung meiner Tochter, unkompliziert und heiter, und die Kinder fand ich einfach liebenswert und süß. Gemeinsam mit ihrer Nunu zeigten sie uns das Haus, das, 1882 erbaut und topp restauriert, mich durch seine Schönheit in Erstaunen versetzte, obwohl es sich gerade wieder in der Renovierung befand. Nun besteht kein Zweifel mehr, mein Mädchen hat es wirklich gut angetroffen. Sie wird in keiner Weise ausgenutzt, hat viel Freizeit, und die Kinder sind wirklich lieb und nett – klar sind sie keine Engel, aber halt ganz normale kleine Kinder, die auch ihre Höhen und Tiefen durchleben.
Als unser Paris-Aufenthalt zu Ende ging, war ich diesmal gar nicht so traurig – durfte ich doch mein Kind wieder mit nach Hause nehmen.
Über ihre frisch hergerichteten Zimmer hat sie sich sehr gefreut & fühlte sich auch gleich wieder so richtig zu Hause. Das ganze Haus erwachte wieder zu neuem Leben: ihre Freunde und Freundinnen kamen wieder vorbei, es standen wieder etliche Paare Schuhe im Flur, es wurde gemeinsam gekocht und gegessen, der Esstisch war wieder voll besetzt, und unser WLAN-Router wurde wieder in Betrieb genommen (während ihrer Abwesenheit hat der normale DSL-Anschluss ausgereicht).
Heiligabend kam unser Sohn, und mein Mutterherz blühte auf, als beide Kinder zufrieden mit ihren Geschenken „spielten“ (völlig uneigennützig ;-) hatten wir dem Sohn eine Webcam und der Tochter eine Digitalkamera geschenkt!).
Und hätte unser Sohn am ersten Weihnachtstag nicht arbeiten müssen, hätte ich nach langer Zeit meine komplette Familie wieder zusammen gehabt, so richtig mit Eltern, Schwester, Schwager, Patenkind zum leckeren Sauerbratenessen; aber so war es auch ok.
Leider ist das Ende der frohen Tage mit Tochter abzusehen, morgen muss ich schon wieder arbeiten, und den Gedanken an ihre Rückreise nach Paris, die unweigerlich am 3.1. folgen wird, verdränge ich noch, so gut ich kann.
Aber da ich ja nun weiß, wo und wie sie lebt, und dass sie alles sehr gut angetroffen hat und ich alles persönlich kennen gelernt habe, wird der Abschied wohl diesmal nicht so schlimm werden.